St. Laurentius Giesel

Geschichtliches

Frühgeschichte 

Giesel liegt seit seiner Gründung, die vermutlich durch das Kloster Fulda erfolgte, zu allen Zeiten in einem durch die katholische Religion geprägten Landstrich, der ehemals zum Hoheitsgebiet des durch Sturmius gegründeten Kloster Fulda zählte und sich bis heute bewahrt hat. Im Gebiet des „Himmelsberges“ an der „Sieberzheiligen“ , unweit des Verlaufes der alten Heer- und Handelsstraßen Ortesweg und der Ansanvia endete das Gebiet der Karlmann-Schenkung im Gemarkungsbereich von Giesel (alter Sandstein markiert den ehemaligen Grenzverlauf). Karlmann, der Bruder des späteren fränkischen Königs Pippin, übergab den Adelshof Eiloha am Fulda-Fluss samt Umland im Radius von 4.000 Schritt im Jahre 744 an Bonifatius zur Gründung eines Klosters; es ist dies die so genannte Karlmann-Schenkung. Im Auftrag des Bonifatius gründete Sturmi hier am 12. März 744 das Benediktinerkloster Fulda.

Eine erste zerfallene Kapelle, die der hl. Maria Magdalena geweiht war, wurde 1330 erwähnt und wiederaufgebaut. 1333 wurde ein Burgkaplan Nikolaus (Roslon?) für Giesel genannt, das damals zur Pfarrei Haimbach gehörte. 1489 wurde die Gieseler Kapelle der hl. Maria Magdalena geweiht. Von 1569 bis 1573 wirkte der evangelische Kaplan Peter Bang in Giesel. 1594 gehörte die nun erwähnte „Schlosskapelle“ zur Pfarrei Haimbach und 1604 kehrten anlässlich einer Mission die letzten Einwohner zum katholischen Glauben zurück. In der Zeit von 1632 bis 1634 war während der hessischen Okkupation der protestantische Prediger Magister Bremer in Giesel tätig. In 1657 wurde der heute noch vorhandene Taufstein aufgestellt und 1659 begannen eigene Kirchenbücher für Giesel (Pfarramt Haimbach). 1693 wurde der älteste Gieseler Bildstock in der heutigen Töpferstraße (noch vorhanden) errichtet. Weitere noch erhaltene Bildstöcke wurden in den Jahren um 1750 am Ortsausgang nach Neuhof (an der Landesstraße 3206), 1767 am Weg zum Friedhof (Am Mühlberg), 1821 am Wegstern auf der Anhöhe Sieberzheiligen (an der Landesstraße 3079), 1828 beim Friedhof in der Zellertstraße, 1864 unweit des Ortsausganges nach Hosenfeld und am Beginn des Wallweges nach Kleinheiligkreuz (An der Windmühle) 19. Jahrhundert errichtet.

Steckbrief

OrtNeuhof-Giesel
Konfessionrömisch-katholisch
DiözeseFulda
PatroziniumLaurentius
Baujahr1962
FunktionFilialkirche

Anfahrt


Erhebung zur Pfarrei

1731 wurde Giesel von der Pfarrei Haimbach abgetrennt und zur Pfarrei im Dekanat Großenlüder erhoben. Zur Pfarrei Giesel gehörte auch die Wallfahrtskirche „Zum hl. Kreuz“ in Kleinheiligkreuz (bis 1962, dann Pfarrei Kleinlüder). 1763 wurden bei einer Visitation die Mauern der Kirche als fest, Turm und Dach als unbeschädigt, der Innenraum aber als dunkel und feucht bezeichnet. 1830 kam Istergiesel als Filialgemeinde zu Giesel (vorher ebenfalls Pfarrei Haimbach). 1832 wurde ein neues Pfarrhaus in der heutigen Laurentiusstraße 36 gebaut. 1840 kam Giesel zum neu gebildeten Dekanat Neuhof. 1856 wurde der Bau einer neuen Kirche in der heutigen Laurentiusstraße 38 begonnen. Sie wurde 1859 vollendet und am 4. August 1861 durch den Fuldaer Bischof Christoph Florentius Kött zu Ehren des hl. Laurentius konsekriert. Das Patrozinium wird am 10. August gefeiert. 1890 wurde eine neue Orgel mit zehn Registern eingebaut. 1910 zählte die Pfarrei 822 Seelen. Davon wohnten 621 in Giesel zusammen mit zehn Protestanten. Zur Herstellung von Kriegsmaterial mussten im Ersten Weltkrieg die Kirchenglocken bis auf die Laurentiusglocke, die heute in der Friedhofskapelle hängt, abgeliefert werden. 1922 wurden zwei neue Kirchenglocken angeschafft. 1928 erhielt die Kirche eine neue Orgel mit 14 Registern (1963 für die neue Kirche umgebaut). 1942 mussten erneut alle Glocken bis auf die Laurentiusglocke zu Kriegszwecken (Zweiter Weltkrieg) abgeliefert werden. 1950 wurden für die Kirche zwei neue Glocken (St. Josef, St. Maria) angeschafft. 1961 wurde nach 100 Jahren Nutzung die alte Pfarrkirche St. Laurentius abgerissen und mit dem Bau die heutige Pfarrkirche St. Laurentius errichtet. Im gleichen Jahr wurde nach Abbruch des im Jahr 1832 errichteten Pfarrhauses an gleicher Stelle ein neues Pfarrhaus fertig gestellt.


Neue Pfarrkirche von 1962

Am 3. Juni 1962 wurde die neue, im modernen Baustil errichtete Kirche durch den Fuldaer Weihbischof und späteren Bischof Dr. Eduard Schick zu Ehren des hl. Laurentius konsekriert. Sie wurde nach den Plänen der Architekten E. Weber und H. Roer, Fulda, von der Firma Ulrich - Bau, Fulda, errichtet. Im gleichen Jahr wurde der in 1908 angelegte Friedhof an der Zellert im Rahmen des laufenden Flurbereinigungsverfahrens erweitert. Die politische Gemeinde Giesel errichtete auf der Erweiterungsfläche eine neue Friedhofskapelle, die ebenfalls von den Architekten Weber und Roer, den Planern der neuen Pfarrkirche, entworfen war. Die Wallfahrtskirche Kleinheiligkreuz wird 1962 von Giesel abgetrennt und der Pfarrkuratie Kleinlüder angeschlossen, die neue Kirche erhielt zwei neue Glocken (St. Laurentius, St. Anna), die aber schon 1971 durch neue ersetzt werden mussten, da die Glocken von 1962 Risse zeigten. Der Glockenguss erfolgte durch die Glockengießerei Petit & Gebr. Edelbrock, Gescher. Aus der Kirchengeschichte ist somit die Existenz dreier Kirchen bzw. Kapellen in Giesel belegt. Der Standort der ersten Kirche (Kapelle) befand sich in der Schloss- bzw. Zellertstraße auf dem 1959 aufgegebenen und eingeebneten alten Friedhof (heute Grundstück Zellertstraße 6) in der Nähe der ehemaligen Burg bzw. des Wasserschlösschens (heute Schlossstraße 2, Schlosskapelle?). Die zweite Kirche war die 1861 konsekrierte St. Laurentiuskirche und befand sich am gleichen Standort der heutigen dritten Kirche, der zweiten Laurentiuskirche, im ehemaligen „Joßgarten“ in der Laurentiusstraße 38.

Am Sonntag, 16. Juni 2012 fand das Jubiläum "50 Jahre St. Laurentiuskirche" mit einem Festhochamt zelebriert mit Prälat Domkapitular i. R. Josef Mönninger und Pfarrer Markus Schneider, Haimbach, statt.


Neuzeit und Gegenwart der Pfarrei

Das Bistum Fulda, zu dem Giesel zugehörig, wurde 2002 durch den Bischof von Fulda, Heinz Josef Algermissen, einer Neugliederung, die als „Pastoraler Prozess“ bezeichnet wird, unterzogen. Ein Punkt dabei ist der Zusammenschluss selbstständiger Gemeinden zu Pastoralverbünden, d. h. zu größeren Seelsorgeeinheiten, die aus mehreren Pfarreien bestehen. Hintergrund der Neuorganisation ist der immer mehr um sich greifende Priestermangel im Bistum Fulda. In diesem Zusammenhang wurden die Pfarreien im Laufe des Jahres 2006 zu 48 Pastoralverbünden zusammengelegt, wobei die Pfarreien ihre Selbstständigkeit behalten haben. Auch die Struktur der Dekanate wurde zum Teil durch Zusammenlegungen verändert. Seit dem 1. April 2007 gibt es bistumsweit insgesamt nur noch zehn Dekanate.

Mit der Neugliederung des Bistums wurde die Pfarrei St. Laurentius in Giesel dem bisherigen Dekanat Neuhof dem Stadtdekanat Fulda sowie dem neu gebildeten Pastoralverbund Hl. Antonius von Padua Fulda-West zugeordnet. Dem Pastoralverbund gehören neben St. Laurentius in Giesel auch die Pfarreien St. Markus in Fulda-Haimbach mit der Filialkirche St. Hubertus in Fulda-Oberrode, Hl. Kreuz in Fulda-Maberzell und St. Andreas in Fulda-Neuenberg an. Die bisherige Filialgemeinde Maria Geburt Fulda-Istergiesel, die seit 1830 von der Pfarrei Haimbach der Pfarrei Giesel zugeordnet war, wurde im Rahmen der Neugliederung des Bistums im Mai 2006 dem Pfarrverbund Johannesberg im Dekanat Fulda zugeordnet. Die Betreuung und Verwaltung wird nunmehr von der Pfarrei St. Johannes d. Täufer, Johannesberg unter Pfarrer Michael Oswald sichergestellt.

Die Pfarreien St. Andreas in Fulda-Neuenberg und St. Laurentius in Giesel wurden seit dem 1. September 2006 bis zum März 2012 von Pfarrer Winfried Abel (Pfarrei St. Andreas) gemeinsam seelsorgerisch betreut und verwaltet, während Pfarrer Markus Schneider (Pfarrei St. Markus) die Pfarreien St. Markus in Haimbach und Hl. Kreuz in Fulda-Maberzell ebenfalls gemeinsam betreute und verwaltete. Mit Wirkung vom 15. März 2012 wurde Herr Pfarrer Markus Schneider zusätzlich zum Amt als Pfarrer der Pfarreien St. Markus in Haimbach und Zum Hl. Kreuz in Maberzell sowie als Moderator des Pastoralverbundes „St. Antonius von Padua – Fulda West“ zum Administrator der Pfarrei St. Laurentius in Giesel beauftragt.

Mit dem derzeitigen Priestermangel im Bistum endete damit auch nach 281 Jahren die Eigenständigkeit der Pfarrei Giesel. Sie wird mit der Einsetzung von Pfarrer Schneider als Administrator wieder der Mutterpfarrei Haimbach angegliedert aus der sie 1731 zur eigenen Pfarrei erhoben worden war. Kirchenrechtlich bleibt sie jedoch noch als eigene Pfarrei erhalten.


Heutige Pfarrgemeinde

Mit Urkunde über den Zusammenschluss der Pfarreien und Kath. Kirchengemeinden St. Andreas in Fulda, Zum Hl. Kreuz in Maberzell, St. Laurentius in Giesel, St. Markus in Haimbach sowie der Filialkirchengemeinde St. Hubertus in Oberrode vom 30.November 2020 hat Dr. Michael Gerber Bischof von Fulda zum 1. Januar 2021 zugestimmt.

Die Gemeinde gehört seit 1. Januar 2021 zur Pfarrei St. Martin Fulda, zu der sich alle bisherigen Gemeinden des Pastoralverbundes St. Antonius von Padua Fulda-West zusammengeschlossen haben. Pfarrkirche ist die Kirche St. Andreas in Fulda-Neuenberg.


Wir danken Herrn Bruno Block für seine historische Forschung zu unseren Kirchen und seine Texte, die er uns zur Verfügung stellt.